Für Vegetarierinnen und Veganer klingt es wie blanker Zynismus, Weihnachten das Fest der Nächstenliebe zu nennen. Denn für keine andere Periode werden so viele Tiere getötet wie für die Festtage zwischen Weihnachten und Neujahr. Der Festtags-Renner ist offenbar das Fondue chinoise, die Fleischplatte zum Selbergaren am Tisch. Dieses gehörte auch bei uns zur Familientradition am Jahresende; am liebsten mochte ich allerdings den Reis, den man später in der Bouillon kochte.
Wie viel mehr Fleisch während der Festtage konsumiert wird, weiss niemand genau. Fakt ist: Die Schweizer Bevölkerung vertilgt durchschnittlich 8’300’000 Kilo Fleisch pro Woche (1 Kilo pro Kopf, 50% davon zuhause).
In der Diskussion um die Klima-Emissionen der Landwirtschaft steht besonders das Rindvieh am Pranger, denn es scheidet bekanntlich Methangas aus. Doch in der jüngsten WoZ zitiert die Journalistin Bettina Dyttrich eine Studie, die die Klimakiller-Betrachtung in Frage stellt: Wenn weltweit der Bestand der Futterkonkurrenten des Menschen (Schwein und Huhn) massiv abgebaut wird und die Rindviecher, Geissen und Schafe nur noch Gras fressen – was ja die Verdauung der Wiederkäuer auszeichnet – , können wir im Jahr 2050 genug Lebensmittel mit weniger Umweltschäden produzieren. Geht man von einer gleichmässigen, also global gerechten Verteilung der tierischen Produkte aus, sinkt deren Anteil an der Ernährung (siehe Grafik>diets). In der Schweiz natürlich massiv.
Wie viel tierische Produkte wir verantwortungsvoll essen dürfen, haben die Autoren von «Nach Hause kommen» ausgerechnet, dem jüngsten Wurf von Neustart Schweiz. Die Einkaufsliste zum „enkeltauglichen Konsum“ sieht vor: 15 kg Fleisch pro Jahr (3,7 kg Rind, 6,6 kg Schwein, 2,8 kg Geflügel). Das ist weniger als ein Drittel des heutigen Konsums – aber es würde uns den Festtagsschmaus keineswegs versagen.
Viel mehr Verdruss bereitet mir die nächste Zeile der Liste: Es sind bloss noch 2 Kilo Käse pro Jahr vorgesehen. Da würde ich gerne von meinem Fleisch-Kontingent etwas eintauschen!