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Mit der vierköpfigen Familie im Nachtzug Richtung Norden

Interview von Susanne mit Anton, Grafiker bei unserem Netzwerk-Partner Büro Haeberli

Dieses Jahr gings das erste Mal nicht mit dem Auto in die Familienferien. Anton, der «most happy daddy in the world», wie er in seinem WhatsApp-Kommentar schreibt, findet fliegen angenehmer als lange Strecken auf vier Rädern zurückzulegen. Als Beifahrer wohlverstanden, er hat nämlich keinen Fahrausweis. Trotzdem hat sich die Familie fürs Klima und eine Zugreise nach Kopenhagen entschieden. Was Anton, Melina und die Mädels (6 und 3) dabei erlebt haben, verrät uns Anton im Interview.

Wie habt ihr das Reiseziel und die Reiseart ausgewählt?

Ich wollte unbedingt mal die Sommerferien im Norden verbringen, im Süden war es mir die letzten Jahre immer zu heiss. Zudem hatte ich vor, dieses Mal entspannt zu reisen, denn die langen Autofahrten als Beifahrer in den Süden (womöglich noch im Stau) sind mir ein Greuel. Wir wussten vom Nachtzug nach Hamburg, wollten uns vor Ort autonom bewegen können wie zum Beispiel mit dem Velo: Die Stadt Kopenhagen schien uns ideal.

War es einfach oder schwierig, die Reise zu organisieren?

Ich habe schon früh (sechs Monate vor Reisebeginn) angefangen, online nach geeigneten Verbindungen und Sparbilletten zu suchen. Wir wussten ja genau, wohin wir wann wollten. Doch leider bin ich aufgelaufen… So haben wir Hilfe im Reisebüro am Zürcher HB gesucht. Nach einigen Anläufen und diversen Beratungen konnten wir die Hinreise, nicht aber die Rückreise buchen. Für Letzeres wars erstens zu früh und zweitens wegen einer Baustelle in Dänemark noch komplizierter. Am Schluss haben wir für die Hin- und Rückreise rund 1400 Franken bezahlt, fliegen wäre fast die Hälfte billiger gewesen und natürlich eine viel kürzere Reisezeit.

Bereust du es?

Nein, überhaupt nicht. Die Reise war sehr entspannt! Trotz eines nicht sehr freundlichen Zugbegleiters und eines nicht zu öffnenden Fensters auf der Hinreise wie auch Wartezeiten und Verspätungen. Das Ferienabenteuer hat direkt mit dem Einstieg in den Nachzug nach Hamburg am Zürcher Hauptbahnhof begonnen und nicht wie sonst erst nach Ankunft mit dem Auto am Reiseziel. Wir hatten ein Dreierabteil mit Brünneli, Prosecco im Begrüssungskörbli und Hotelschlarpen, mit denen die Kinder in den Zuggängen rumschlurfen konnten. Wir haben andere Zugreisende (auch im Pyjama beim Zähneputzen) getroffen, Bahnhofstimmungen bei Nacht erlebt. Wir sind mit dem Zug auf die Fähre gefahren! Viel Familienzeit mit Gutenacht-Geschichten erzählen oder Spiele machen. Solche «Leerzeiten» haben wir im Alltag nicht so oft und haben uns sehr darüber gefreut.

Hattet ihr zu viert nicht immenses Reisegepäck?

Nein, wir haben uns vorher schon viel genauer informiert, was vor Ort in der Mietwohnung bei der Familie in Kopenhagen vorhanden ist. Wir mussten keine Bettwäsche, keine Handtücher, kein Shampoo mitnehmen. Auch haben wir uns nicht auf Diskussionen mit den Kindern eingelassen, ob das Dreirad jetzt mit soll oder nicht. Das gabs einfach nicht.

Und wie wars in Kopenhagen?

Das Highlight war sicher das gemietete Christiania Bike (Kistenvelo) als Familienkutsche. Mit dem waren wir zehn Tage unterwegs. Wir Eltern haben darum gebuhlt, wer mit dem Kistenvelo fahren darf und wer mit dem normalen Velo nebenher radelt. Manchmal haben wir Extrarunden gedreht und sind ein paar Mal an der Ferienwohnung vorbei gefahren, so sehr haben es die Kinder geliebt.
Als Vegetarier war ich etwas enttäuscht von der Trendstadt. Auf dem Menü stand viel Fisch oder Fleisch, für mich gabs wenig Auswahl. Am besten vegetarisch gegessen habe ich in der Freistadt Christiania. Im grossen Ganzen würde ich sagen, Kopenhagen ist eine Stadt mit mehr Spass, Spielplätzen und öffentlichen Räumen als wir es in Zürich haben. Es ist auch gepützelt, chic und teuer, doch viel menschlicher.

Gehts wieder mal mit dem Zug in die Ferien?

Ja sicher. Nächstes Jahr gehen wir zwar voraussichtlich wieder mit dem Auto in den Süden. Ich kann nur sagen, da gibts mindestens ein Mal Zoff, mit dem Zug war es absolut stressfrei. Wichtig ist einfach eine grosszügige Reiseplanung, damit es bei Verspätungen nicht allzu knapp wird. Insbesondere auch beim Umsteigen mit Kindern.