Erster Montag
Fleischfrei ist doch ganz easy. Morgens gibt es Birchermüsli und dann wird auch schon die Gemüse-Box vom Biobauern geliefert. Damit lässt sich etwas machen:
Mittags gibt es Buchweizenpancakes mit Gemüse, abends essen wir ohnehin gerne Salat. Das klingt fast zu gesund, um wahr zu sein. Ist es auch. Zwischendrin verputze ich noch 2 Tafeln Schoggi – Nervennahrung, das Kind ist krank.
Zweiter Montag
Heute muss es schnell gehen. Brot mit Schoggiaufstrich zum Frühstück, Pasta mit Pesto zum Zmittag. Glück gehabt, es fehlt ohnehin die Zeit, um noch ein Steak in die Pfanne zu hauen.
Das Znacht wird auch nicht viel aufregender. Immerhin: #vegiisstbesser können wir.
Dritter Montag
Da liegt er im Müll, der Beweis: Eine leere Verpackung Fleischkäse. Vermutlich heute morgen genüsslich verzehrt vom Mann. Schon in der dritten Woche ein Fail. Ich hätte den Mann wohl über unser Unterfangen aufklären sollen, anstatt einfach darauf zu vertrauen, dass ich die Küchenhoheit innehabe.
Kleinlaut mache ich eine Gemüsepfanne.
Vierter Montag
Das BLV (Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen) schreibt in seinem Ratgeber deutlich: «Für eine ausreichende Eisenversorgung ist es wichtig, dass Ihr Kind spätestens ab dem siebten Monat regelmässig kleine Mengen Fleisch zu sich nimmt». Family Suisse empfiehlt für Kleinkinder sogar 5 Portionen Fleisch die Woche.
Ich studiere: in den vergangenen Tagen habe ich den Vorrat an Pastinaken- und Rüeblibrei aufgebraucht. Fleisch war keines dabei. Es wäre dringend an der Zeit, den Eisenvorrats des Kindes aufzufüllen. Ich beglückwünsche mich zu meiner hervorragenden Planung und füttere einen faulen Kompromiss: Lachs mit Herdöpfel.
Fünfter Montag
So langsam sollte es doch Routine sein. Denkste. Ich erwische mich gerade noch rechtzeitig, als ich gedankenverloren ein paar Speckwürfel zur Nudelsauce beifügen möchte. Ja, auch das ist Fleisch.
Sechster Montag
Zum Abschluss wird es noch mal herausfordernd. Freunde haben sich zum Grillieren angemeldet. Soll ich sie vorwarnen? Fleisch gehört bei Herr und Frau Schweizer zum Grillieren selbstverständlich dazu. Ob sich das je ändern wird?
Ich gebe in der Küche alles: glasierte Rüebli, gegrillte Avocado mit Tomatensalsa, vegane Erbsen-Cevapcici. Die Sorge, ein Grillabend ohne Fleisch könnte auf Unmut stossen, beflügelt meine Kreativität.
Am Abend schwingt die Verwunderung schnell in Begeisterung um. Puh, der Aufwand hat sich gelohnt.
Fazit
Und das Fazit der Geschichte? Ich hab es mir wahrlich einfacher vorgestellt. Fast überheblich hatte ich zuvor abgewunken: «Ach, was bringt schon ein Tag. Das ist ja viel zu einfach.»
Nun muss ich sagen, so ein Tag bringt eine ganze Menge. Denn es zeigt auf, wie selbstverständlich die Verwendung von Fleischprodukten in unserem Alltag ist. Wie wenig es uns manchmal auffällt, dass wir – schon wieder – Fleisch futtern, obwohl wir uns selbst gar nicht für die grossen Fleischtiger halten.
Meine Empfehlung also an euch da draussen: Probiert es wirklich mal aus! Mit einem kleinen Schritt in die richtige Richtung, können wir manchmal Grosses bewirken: #vegiisstbesser
Merci. Pathos off.