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Meine grüne Wirtschafts-Wundertüte

In zwei Monaten stimmen wir über die Volksinitiative Grüne Wirtschaft ab. Ist das ein Spaziergang oder eine Hochtour? Auf jeden Fall ist es komplizierter, als man denkt.

Nein, es geht nicht darum, kalt duschen zu müssen, wie die Gegenkampagne weismachen will. Aber wir werden unsere Konsummuster ändern, z.B. indem wir weniger Abfall verursachen.

Ich habe das Glück, seit zwei Jahren in der Kalkbreite zu arbeiten. Da gibt’s gleich um die Ecke den Bachsermärt (Bioladen), der viele Möglichkeiten zur Optimierung vorschlägt.

Im Laden steht zum Beispiel ein Milch-Automat. Da zapfe ich zwei Mal die Woche einen Liter nicht homogenisierte Bio-Heumilch in meine Glasflasche. Schmeckt übrigens wunderbar! Seit ich umgestellt habe, sind so über 200 Milchverpackungen nicht abgefüllt worden – ein Turm von immerhin 16 Metern Höhe!

Wie die Ökobilanz genau aussieht, ist nicht einfach herauszufinden, da die gängigen Bilanzen das Modell Milch-Automat nicht kennen (siehe z.B. hier, S. 81/82). Gefühlt ist mein Milch-Footprint besser als bei Wegwerf-Verpackungen, selbst wenn sie ins Stoff-Recycling gehen. Allerdings: Vermutlich wäre es ökologisch sowieso vorteilhafter, meinen Cappuccino mit pflanzlicher Milch aufzubrühen.

Zahle ich eine Strafprämie für meine grüne Wirtschaft? Der Liter Milch kostet Fr. 2 am Automaten, verpackt (im gleichen Laden) sind’s 5 bis 10 Rappen mehr. Zwar ich spare vielleicht 10 Rappen Kehrichtgebühr, brauche aber mehr Warmwasser für die Flaschenreinigung.

Wende ich für diese Milch-Versorgung mehr Zeit auf? Ja! Schliesslich muss ich alle drei Tage eine Milchflasche reinigen, was deutlich länger dauert, als einen Karton zu falten/entsorgen. Und dann muss ich daran denken, die leere Flasche von zu Hause mitzunehmen. Schliesslich fahre ich die volle Flasche mit dem Velo wieder den Berg hoch, was mich wohl ein paar Sekunden Wegzeit kostet.

Ich wage ein Fazit (was man aufgrund von einzelnen Beispielen ja nie tun sollte): Die grüne Wirtschaft wird uns etwas mehr Zeit und deutlich mehr Grips abverlangen. Da ich diesen Blog justament am Earth Overshoot Day schreibe, wette ich auf 53% Ja-Stimmen am 25. September. Einsatz: 1 Cappuccino vom Bachsermärt. Wer hält dagegen?